Der Einzelkämpfer Lehrgang ist wohlmöglich den meisten Soldaten ein Begriff, bei vielen vielleicht sogar ein Mythos. Wir möchten den Nebel um diesen Lehrgang, bzw. diese beiden Lehrgänge (Tei1/2) mit diesem Beitrag etwas lichten. Durch unseren ersten Beitrag zum Thema EK1 haben wir bereits grundlegende Informationen zum Thema geliefert. Im Rahmen dieses Interviews gehen wir jedoch mehr auf die Vorbereitung ein, aus den Augen eines Lehrgangteilnehmers. Dieser hat den Lehrgang bereits erfolgreich bestanden, möchte jedoch anonym bleiben, weswegen wir ihn einfach Paul nennen. Rückfragen an ihn zum Thema Einzelkämpfer Lehrgang können über uns geschickt werden. Im Rahmen des PPF Coaching haben wir im übrigen schon einige Athleten erfolgreich vorbereitet.
Wie kam es, dass du auf den EK gegangen ist?
Meine Vorbereitung dauerte etwa 9 Monate und fand im Schwerpunkt einmal pro Woche statt. Jeder Ausbildungstag begann in der Regel mit einer Ausbildung (2-4 Std.) und endete mit einer Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Während der Ausbildung wurden lehrgangsspezifische Inhalte ausgebildet, sowohl als Unterricht, als auch in der Praxis. Die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit stellte ein Gepäcklauf dar. Das Gewicht steigerte sich dabei von Woche zu Woche. Als Strecke wurden immer 10 Km bis 17 Km zurückgelegt. Das Tempo wurde von einem Ausbilder vorgegeben.
Ergänzt wurden diese Ausbildungstage durch O-Märsche (6 Stück, bei Tag und bei Nacht, Strecke etwa 30 Km), praktische Ausbildung auf ÜbPl und 2 Durchschlageübungen.
Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung auf dem EK?
Als wesentliche Herausforderung habe ich zwei Aspekte erfahren. Für den einen, evtl. unglaublich leistungsfähigen ist es die mentale Einstellung zu wissen, dass man jede Woche mehrmals an seine Grenze gebracht wird und das es jede Woche härter wird.Für den vielleicht mental fitten, aber körperlich schwächeren ist es die Gewissheit, jede Woche bis an sein äußerstes zu gehen und das es am Ende vielleicht nicht reicht, weil die Belastung in der letzten Woche vielleicht doch zu hoch ist.
Im Nachhinein, was hat bei deiner Vorbereitung gefehlt oder wo hättest du noch mehr machen müssen?
Persönlich hätte ich in den Wochen vor dem Lehrgang mir mehr Ruhe gönnen sollen. Ich habe 6 Wochen vor Lehrgangsbeginn einen anderen intensiven Lehrgang besucht, dass habe ich während dem EKL 1 in den Knochen gespürt.Ansonsten hätte ich mehr Ausdauereinheiten ohne Gepäck machen müssen. Statt den ergänzenden Läufen ohne Gepäck wäre Rudern/Fahrrad fahren eine gute Alternative gewesen und hätte meine Gelenke deutlich geschont. Außerdem habe ich mich in der Zeit kaum gedehnt und rückblickend zu wenig aktiv regeneriert. Die Praxis war eher, sich die Pizza in Ofen zu werfen und warm zu duschen. Das spüre ich nun im Nachhinein.
Was würdest du Lehrgangsteilnehmern mit auf den Weg geben, wenn sie sich auf den EK vorbereiten?
Entwickelt eine Routine z.B. einen festen EKV Trainingstag in der Woche, an dem ihr eine Belastungsspitze setzt. Lernt wo eure Grenze ist und versucht möglichst lange an dieser Grenze zu bleiben. So wisst ihr, wie es ist an seine Grenze zu kommen und verfallt nicht wie andere in Panik. Außerdem lernt ihr euch selbst einzuschätzen (wie lange brauche ich mit X Gepäck für X Strecke, wie reagiert mein Körper bei extremerBelastung während Kälte…).
Zusätzlich empfehle ich euch in der Gruppe zu trainieren, da gibt man nochmal mehr Gas.
Trainiert draußen. Im Gym ist es immer schön warm und 100 Kg Flachbank sehen geil aus, aber auf Lehrgang hilft euch das nicht weiter. Da seid ihr jeden Tag draußen und die Langhantel habe ich während dem Lehrgang nicht gesehen.Abschließend: Macht euch nicht kaputt.
Ich musste, während meiner EKV aufgrund von Knieschmerzen pausieren. Bereitet euch ordentlich nach und gönnt eurem Körper bei einer Verletzung genügend Ruhepausen.
War deine dienstliche EKV zweckmäßig?
Ja sehr! Manch einer wird sagen, dass die Gepäckläufe zu viel waren usw. ja vielleicht würde es meinen Knien besser gehen, aber während dem Lehrgang war ich um jeden absolvierten Gepäcklauf froh.Dabei muss erwähnt werden, dass sich meine EKV von einer „normalen“ EKV in der Truppe allein durch die Dauer unterscheidet und schwer zu vergleichen ist.
Welche Komponenten sollte eine EKV (dienstlich oder privat) unbedingt enthalten?
Grob gesagt: körperliches Aufbautraining, mentales Training (z.B. Gepäcklauf/extreme Belastungsspitzen), militärische Grundfertigkeiten (Einzelschützenverhalten, Orientieren, Verpackungsplan, Ausrüstung usw.)
Sollte der EK Pflicht für Gruppen- und Zugführer deiner Meinung nach sein?
Nein. Dafür führe ich zwei wesentliche Gründe an. Der erste und wichtigere von beiden:
Soldaten, die auf den EKL 1 befohlen werden, bestehen in der Regel nicht. Dafür aber Soldaten die intrinsisch motiviert sind schon. Es macht also keinen Sinn Grphr/ZgFhr auf den Lehrgang zu zwingen.
Zweitens braucht nicht jeder so eine Erfahrung. Es kommt auf die Tätigkeit und den Auftrag an. Für eine Einheit mit Kampfauftrag ist es eine Bereicherung geführt zu werden, von einem Soldaten, der solch einen Lehrgang erfolgreich bestritten hat (Vertrauen, militärische Erfahrung, führen unter körperlicher Belastung usw.).
Einheiten mit defensiveren Aufträgen benötigten diese Expertise wiederum nicht so sehr.
Nachtrag: Natürlich sollte es für jeden militärischen Führer erstrebenswert sein, diesen Lehrgang erfolgreich abzuschließen. Letzten Endes profitiert man selbst am meisten von diesem!